Süddeutsche Zeitung, Landkreisteil München (Ausgabe Nord),
Dienstag, 11. 6. 02., Seite R5 (Kulturseite)

Fünftes Kirchheimer Kino-Open-Air

Von der Rettung der Welt und anderen Genüssen


Entspannte Atmosphäre: Über 500 Jugendliche genießen das Spektakel auf der Wiese des Jugendzentrums


Der Film ist ihre gemeinsame Leidenschaft: Das Kino-Open-Air-Team organisiert seit fünf Jahren erfolgreich das große Kirchheimer "Movie"-Spektakel.

Kirchheim - Vereinzelt liefen am Samstag beim fünften Kirchheimer Kino-Open-Air Jungs im Trainingsanzug rum, ein weißes Handtuch um den Hals gelegt. "Hey brontal krass!" lautete die fast beschwörende Begrüßungsformel. Ein Geheimnis war die groß angekündigte Sneak-Preview also nicht mehr. Schon längst hatte es sich herumgesprochen, was für ein Film gezeigt würde: "Erkan und Stefan gegen die Mächte der Finsternis".

"Ich kenne den Bernd Eichinger von früher, als ich auch noch beim Film war", erklärt Brigitte Heinsius-Kopp, die Kulturreferentin der Gemeinde Kirchheim. Da habe sie den Geschäftsführer der Constantin Film und Co-Produzenten von "Erkan und Stefan 2" einfach mal gefragt, ob man den Film, der eigentlich erst am 20. Juni in die Kinos kommt, vorab haben könne. "Er hat Ja gesagt, nur die Leute in seiner Firma waren stocksauer. Deswegen durften wir den Filmtitel nirgends veröffentlichen."

Den über 500 anwesenden Jugendlichen jeden Alters ist das egal. Sie wissen auch so was für ein Film gespielt wird, machen es sich auf Decken und Iso-Matten auf der Wiese vor der 66 Quadratmeter großen Leinwand bequem. Die Stimmung ist entspannt, wie immer beim Kirchheimer Kino Open-Air. Nur als die Durchsage "In wenigen Minuten fängt der Film an" über den Platz schallt, bricht noch einmal kurz Hektik aus, jeder versorgt sich noch einmal schnell mit flüssiger und fester Nahrung.

"Es ist toll, dass so etwas wie dieses Open Air überhaupt funktioniert", meint Heinsius-Kopp, während Erkan und Stefan, auf der Leinwand in ihr Abenteuer stolpern. "Die Schüler und ehemaligen Schüler, die das hier organisieren, machen das nur um der Gaudi willen." Die Gemeinde würde lediglich mit Geld und Kontakten aushelfen. "Vor fünf Jahren hat eine Schülergruppe das erste Kino Open-Air im Kirchheimer Gymnasium organisiert", erinnert sich Mathias Müller, der Vertrauenslehrer an dieser Schule ist. "Dann kam die Idee auf, dass wir mit einem solchen Open-Air verschiedene Jugendgruppen im Ort zusammenbringen könnten." Deswegen habe man sich dann zu einer Kooperation mit dem Jugendzentrum (JUZ) entschlossen. Insgesamt könne er das Projekt nur als absoluten Erfolg bewerten. "Hier kommen Schüler in Verantwortung und tun etwas für andere."

Inzwischen sind Erkan und Stefan auf der Leinwand ihrem Ziel, der Rettung der Welt, entscheidend näher gekommen. Da wird es plötzlich hell, der Film stoppt. "Wir machen kurz eine Pause. In fünf Minuten geht es weiter", tönt es aus den Lautsprechern: Rollenwechsel und die Chance, kleinere technische Probleme zu beheben. Doch dass der Ton, der eigentlich hinten aus den Lautsprechern herauskommen sollte, vorne herauskam, hat keinen gestört. Die Jugendlichen nutzen die Pause. Vor Grill und Toiletten entstehen lange Schlangen. Doch sobald der Film weiter geht, liegen alle wieder in ihren Decken auf der Wiese.

"Gerade für die Jüngeren ist das hier vielleicht auch aus anderen Gründen toll", sinniert Heinsius-Kopp und zeigt zu einem jungen, kutschenden Pärchen, das sich von nichts und niemandem und schon gar nicht von einem Film, stören lässt. Keine Frage: Das fünfte Kirchheimer Kino Open-Air ist aus diversen Gründen ein "brontal krasser" Erfolg.

Tom Webel